
Mit der Ankündigung der energetischen Sanierung des Schulzentrums Sandhausen kam im Frühjahr 2019 bei der GAL die Idee einer Photovoltaikanlage mit Bürgerbeteiligung auf. Wir stellten den Kontakt zwischen der Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG) und der Gemeindeverwaltung her und organisierten gemeinsam eine erste Infoveranstaltung.
Inzwischen nimmt das Projekt Gestalt an. In einem Interview mit Andreas Gißler, einem der Gründer und Vorstände der HEG, haben wir nachgefragt:
Hallo Andreas, wie ist der aktuelle Stand bezüglich der PV-Anlage auf dem Schulzentrum?
Sind noch bürokratische Hürden zu überwinden?
Die Freigaben für den Bau der Photovoltaikanlage liegen seitens der Gemeinde vor. Aktuell klären wir noch das Einspeisekonzept mit dem Netzbetreiber, da dies für eine Schule etwas komplizierter ist als bei einem normalen Wohnhaus.
Ab wann sollen die Module montiert werden?
Sobald wir grünes Licht für die Einspeisung vom Netzbetreiber haben, soll es losgehen. Wir hoffen, dass wir die Photovoltaikanlage im Januar installieren können. Auf Grund der aktuellen Sanierungsmaßnahmen stimmen wir uns eng mit den beteiligten Gewerken ab. Die Sanierung des Daches soll in den kommenden Wochen abgeschlossen werden. Im Anschluss können wir die Solarmodule auf dem Dach installieren. Bevor die Fassadenverkleidung fertig gestellt wird, müssen wir außerdem noch die Kabel an der Außenwand anbringen.
Ist schon absehbar, wann die Anlage ans Stromnetz angeschlossen werden könnte?
Sollten wir unseren Zeitplan halten, kann die Anlage im Frühjahr ans Netz gehen und erneuerbaren Sonnenstrom erzeugen.
Welche Leistung wird installiert und wie hoch wird die „Stromernte“ voraussichtlich ausfallen?
Aktuell planen wir mit einer Leistung von 125 kWp. Im Sommer 2021 soll zudem noch der Anbau saniert werden. Hier ist eine Erweiterung der Photovoltaikanlage um ca. 45 kWp geplant. Insgesamt rechnen wir mit einem jährlichen Stromertrag von ca. 150.000 kWh. Mit dieser Strommenge können etwa 150 Personen ein Jahr lang mit Strom versorgt werden.
Was passiert mit dem erzeugten Strom? Kann er oder ein Teil davon direkt vor Ort verbraucht werden oder wird er komplett eingespeist?
Der Strom der Photovoltaikanlage wird direkt im Technikraum des Gymnasiums eingespeist. Physikalisch betrachtet wird das Gymnasium bei Sonnenschein mit Solarstrom vom eigenen Dach versorgt. Allerdings
werden auch zwei Blockheizkraftwerke von einem externen Unternehmen betrieben, die der Schule Strom und Wärme liefern. Um mit den Lieferverträgen des Betreibers nicht zu kollidieren, wird der Solarstrom eingespeist und vom Netzbetreiber zu 100 % vergütet. Sollten die Blockheizkraftwerke einmal vom Netz genommen werden, kann dann auch die Schule von unserem günstigen Solarstrom profitieren.
Wie hoch wird die Vergütung nach dem EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) etwa sein und kann die Anlage damit rentabel betrieben werden?
Die Vergütung für den voll eingespeisten Strom liegt bei ca. 7 Cent/kWh. Ein wirtschaftlicher Betrieb der Anlage ist damit möglich. Nennenswerte Gewinne sind allerdings nicht zu erwarten. Vor allem wegen des vielen ehrenamtlichen Engagements meiner Kolleginnen und Kollegen können wir solche Projekte noch immer realisieren.
Uns geht es auch um Klima und unsere Zukunft. Deshalb die Frage: Wie viel CO2 kann durch eine PV-Anlage dieser Größe im Vergleich zu fossiler Energieerzeugung eingespart werden?
Gehen wir einmal von einer CO2-Emission von ca. 400 g/kWh bei unserem aktuellen Strommix aus, so können jährlich ca. 60 Tonnen CO2 durch die Solaranlage eingespart werden. Das ist eine ganze Menge. Nach unserer Erfahrung laufen Solaranlagen auch nach dem Vergütungszeitraum von 20 Jahren noch immer sehr gut. Wir rechnen damit, dass eine Solaranlage bei guter Wartung auch 30 Jahre lang sauberen Strom produzieren kann.
Kannst du uns kurz das Prinzip der Bürgerbeteiligung erklären?
Ab 100 € werden Sie Mitglied der Heidelberger Energiegenossenschaft und investieren in die Solaranlage. Damit werden Sie zum Miteigentümer dieser Solaranlagen und haben einen Anspruch auf Gewinnbeteiligung in Form von Dividenden. Zusätzlich können Sie uns nachrangige Darlehen geben, die fest verzinst sind. So profitieren Sie nicht nur ideell, sondern auch finanziell von der Energiewende in Bürgerhand.
Ab wann wird eine Beteiligung möglich sein?
Interessierte können ab sofort bei uns Mitglied über unser Online-Portal werden: https://heg.buergerwerke.de/. Wir werden das Projekt Anfang 2021 auf unserer Homepage vorstellen und dann auch verstärkt in Sandhausen auf das Projekt aufmerksam machen.
In diesen Zeiten sind wegen der Pandemie Veranstaltungen mit vielen Leuten problematisch. Wie könnte eine Infoveranstaltung für die BürgerInnen aussehen, bei der individuelle Fragen beantwortet werden können?
Wir hoffen sehr, dass sich die Lage im kommenden Jahr wieder entspannt. Bis dahin führen wir unsere Treffen digital durch. Wenn es das Wetter wieder zulässt, können wir Veranstaltungen auch wieder im Freien abhalten.
Was spricht deiner Meinung nach für Bürgerbeteiligung bei solchen Projekten?
Unsere Mitglieder nehmen die Energiewende vor Ort selbst in die Hand, indem sie in Gemeinschaftsanlagen investieren und sich mit Bürgerstrom aus diesen Anlagen selbst versorgen. Dadurch stärken wir die regionale Wirtschaft, werden unabhängig von großen Energieversorgern und tragen aktiv zum Klimaschutz bei.
Vielen Dank für das informative Gespräch und ein gutes Gelingen für die letzten Schritte!
Das Interview führten K. u. J. Belzner, GAL Sandhausen
